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Ruth Wentorf

Flötistin




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Hugot und Wunderlich

Méthode de Flûte du Conservatoire

aus: Lexikon der Flöte, Laaber 2009


Als eine Folge der französischen Revolution wurde die &Mac221;École royale de Chant&Mac220; des ancien régime 1795 zu einem nationalen &Mac221;Conservatoire de Musique&Mac220; umgestaltet. Diese zentrale Einrichtung zur Ausbildung einer Elite von Instrumentalisten entwickelte sich bald zu einer der führenden Ausbildungsstätten in Europa. Die Studenten wurden nach einem einheitlichen Lehrplan unterrichtet, der Schwerpunkt lag auf technischen Übungen. Für die Lehrzwecke des Conservatoire entstanden Instrumentalschulen, die nicht wie die früheren Schulwerke ausführliche Abhandlungen über die Musiklehre beinhalteten, sondern Übungen und Spielstücke in den Vordergrund stellten (Mahlert 1993, S. 216) und sich so an den professionellen Musiker wandten. Die 1804 veröffentlichte Méthode de Flûte von Hugot und Wunderlich wurde als offizielles Schulwerk des Pariser Conservatoire anerkannt und löste die bis dahin im Unterricht des Instituts verwendete Nouvelle méthode théorique et pratique pour la flûte von François Devienne ab. ( Querflöte – Schulen).

Antoine Hugot (1761–1803) war einer der fünf Professoren für Flöte. Er wurde 1795 zum Professor für Flöte am Conservatoire ernannt und unterrichtete die erste Klasse. Von ihm stammt der Hauptbeitrag der Méthode, während Johann Georg Wunderlich (1775–1819), der 1795 eine Professur für die zweite Klasse erhielt und seit 1803 nach dem Tode Hugots und der Umorganisation des Conservatoire alleiniger Professor für Flöte war, als Herausgeber fungierte. Das Schulwerk ist für die vierklappige Flöte geschrieben. Die bis dahin üblichen ausführlichen Anweisungen zu Ornamentik und Verzierungen weichen vereinfachten Verzierungsanweisungen. Hauptaugenmerk liegt auf dem gründlichen Detailstudium vor allem der Skalen- und Intervallübungen. Der Begriff der &Mac221;Luftsäule&Mac220; erscheint zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Tonbildung. In elf Kapiteln werden die Grundlagen der Flötentechnik und der musikalischen Gestaltung vermittelt. Eine Analyse der speziellen Problematik, methodisch strukturierte Übungen sowie einige Übehilfen verdeutlichen das Hauptanliegen und die besondere Leistung dieses Schulwerks: die Vermittlung einer gesicherten Spieltechnik. Die Übungen sind progressiv aufgebaut und abwechslungsreich. Dem Training der Grundlagen schließen sich Tonleiter- und Intervallübungen an, gefolgt von 6 leichten Übungen für Flöte und Bass, 24 Duetten, 6 Sonaten mit zugefügter Baßstimme, Etüden, Geläufigkeits- und Tonleiterstudien. Jede Etüde behandelt einen technischen Aspekt, ihr melodisches Material ist häufig den Spielstücken entnommen. Die Duett- und Sonatenkompositionen im zeitgenössischen, empfindsamen frühklassischen Stil sind melodiös, gesanglich, sehr effektiv, aber nicht gerade tiefgründig.

Die Popularität dieses Schulwerks spiegelt sich in zahlreichen Neuauflagen, Übersetzungen und Bearbeitungen. Bereits 1807 wurde von dem Leipziger Flötisten August Eberhard  Müller eine deutsche Übersetzung beim Verlag Breitkopf und Härtel vorgelegt (Vollständige Flötenschule des Konservatoriums der Musik Paris, Leipzig 1807). 1820 fügte Johann Wilhelm  Gabrielski seiner Bearbeitung der Méthode neue Übungsstücke für die achtklappige Flöte hinzu. Die letzte Ausgabe dieses Schulwerks erschien 1906 in Köln. Somit avancierte die Méthode zum Standardwerk des 19. Jahrhunderts und trug wesentlich zum Erfolg des Conservatoire bei.


Lehrwerk:
Méthode de Flûte du Conservatoire par M.M. Hugot et Wunderlich / Membres du Conservatoire, Paris 1804, Faks. mit Einführung von D. Jenkins, Buren 1975


Literatur:
R.S. Rockstro, A treatise on the construction the history and the practice of the flute, London 1890, Repr. Buren 1986 • P. Constant, Le Conservatoire National de Musique et de Déclamation. Documents, Paris 1900 • D. Jenkins, Einführung zu: Antoine Hugot & Johann Georg Wunderlich: Méthode de Flûte, Paris 1804, Faks. Buren 1975 • G. Busch-Salmen, Lehrwerke des 19. Jahrhunderts, in: Busch-Salmen / Krause-Pichler (Hrsg.), Handbuch Querflöte, Kassel 1999, S. 153–161 • A. Powell, The Flute, New Haven und London 2002.
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